——About

Slow Light—Seeking Darkness ist eine künstlerische, kulturelle und ökologische Auseinandersetzung mit mangelnder Dunkelheit und dem Bedürfnis nach Finsternis.

Das vom Klanghaus Untergreith initiierte Projekt Slow Light—Seeking Darkness wurde von der Kärntner Kulturstiftung im Rahmen des ersten öffentlichen österreichweiten Calls 2020 unter dem Motto „Umbrüche“ als eines von vier Projekten ausgesucht. Die Jurybegründung betonte die Interdisziplinarität und Überregionalität des Kunstprojektes mit wissenschaftlichem Anspruch, den umfassenden und inklusiven sowie originären Ansatz, unter anderem durch Einbindung von Schulen und Minderheiten, sowie die angestrebte Sensibilisierung für das Thema Ökologie mit künstlerisch-philosophischen Mitteln.

Slow Light – Seeking Darkness bedankt sich auch für die Unterstützung des BMKÖs im Rahmen des „Frischluft-Calls“.

Projektpartner in Kärnten, der Steiermark, Slowenien, Italien und Istrien laden KünstlerInnen ein, diverse Aspekte der Dunkelheit in neuen Werken zu reflektieren. Die ausgewählten Orte zeigen die Vielfalt der Alpe-Adriatischen Landschaft auf. Das Projekt wird von diversen Radiopartnern, allen voran Radio Agora, während der gesamten Laufzeit begleitet.

Slow Light – Seeking Darkness widmet sich der Kulturvermittlung. Durch CHIP – cultural hybrid interactive platform – wird im BG-BRG St. Martin in Villach das Thema der Dunkelheit gemeinsam mit SchülerInnen interdisziplinär im hybrid-digitalen Raum erforscht.

Unser Projekt fokussiert auf die uns umgebende Lichtverschmutzung und die chronische Überbeleuchtung unseres Lebensraumes. Es gibt keine wirkliche Dunkelheit mehr, und das ist für uns alle einhergehend mit Verlusten auf unterschiedlichsten Ebenen.Viele Tiergattungen leiden unter dem Verlust der Orientierung, da sie magisch von künstlichen Licht angezogen werden. Vögel, aber auch tausende Insektenarten sterben permanent dadurch. Die Hormonhaushalte der Vögel ändern sich, und damit auch ihr Brutverhalten.

Unsere Zivilisation ist um Helligkeit, um Transparenz und Tag organisiert, und die Tendenzen gehen seit langem dahin, diese quasi Öffentlichkeit, sich im Licht zu bewegen, auszuweiten.

Dies ist aber gleichzeitig ein sich Wegwenden von der Natur, und dies widersetzt sich unserem natürlichen, gegebenen Biorhythmus, nämlich der Fähigkeit der Unterscheidung von “Hell und Dunkel”,  der allen auf unserem Planeten lebenden Organismen mitgegeben ist.

Wir könnten unzählige Beispiele aufzählen, aber Tatsache bleibt, dass die permanente Beleuchtung unsere Sensitivitäten und unser natürlichen biologischen Rhythmus entsprechend irritieren.

Darüber hinaus wirft die allgegenwärtige Beleuchtung die Frage nach der Verschwendung natürlicher und chemischer Ressourcen auf Eine Reihe von Ländern hat Initiativen gestartet, um dieses Thema anzugehen, und dennoch gibt es keine internationalen Vorschriften zur Einschränkung der künstlichen Beleuchtung

Lichtverschmutzung verbirgt die Dunkelheit in 80% Europas. In Slowenien wurde 2017 ein Gesetz zum Schutz vor Lichtverschmutzung verabschiedet, und in Frankreich besteht die Verpflichtung, die Beleuchtung von Schaufenstern nach Schließung der Geschäfte auszuschalten. In Topolò, einer unserer Partnerorganisationen in der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien nahe der slowenischen Grenze, finden wir eine der wenigen Orte in Europa, in denen es keine Lichtverschmutzung gibt. Die umliegenden Berge schützen das Dorf vor Lichtreflexionen aus den Tälern Natisone und Soča. So ist Topolò, ein Dorf, das sich neuen sozialen Strukturen mit Schwerpunkt auf ortsspezifischer Kunst und Kultur widmet, ein Vorbild innerhalb unseres Projekts. 

Um einer instinktiven negativen Konnotation von „Dunkelheit“ entgegenzuwirken, ist anzumerken, dass Dunkelheit in der Kulturgeschichte zutiefst positive Aspekte hat. Die Sehnsucht nach Dunkelheit durchdringt die Kunstgeschichte in einer anhaltenden Faszination für imaginäre Räume, Träume und tranceähnliche Zustände. Ein bewusster Kontrollverlust kann als meditative Praxis in verschiedenen internationalen Kulturen als Ritual erhöhter Wahrnehmung gesehen werden.

Dunkelheit ist Ruhe und Erholung. In einer digitalisierten Epoche, die von ständiger oberflächlicher Kommunikation durchdrungen ist und in der die Mehrheit der Weltbevölkerung permanent über Smartphones mit dem Internet und den sozialen Medien verbunden ist. Dies wirkt sich nachhaltig nachteilig auf unsere körperliche und geistige Gesundheit aus. Die kulturellen Implikationen der Dunkelheit oder die Möglichkeit von Stille sind marginalisiert.

KünstlerInnen und kulturelle AkteurInnen haben traditionell die Aufgabe, das soziokulturelle Gleichgewicht zu balancieren, der Welt einen Spiegel vorzuhalten, Probleme zu bearbeiten, die die Gesellschaft etwas vernachlässigt hat, und neue Sicht-, Hör- und Wahrnehmungsmöglichkeiten zu finden und anzubieten, um im Idealfall einen neuen Weg in Richtung tieferen sozialen Zusammenhalts zu etablieren.

Musiker,  Klangkünstler, Künstler, die mit Feldaufnahmen arbeiten, Umweltaktivisten, Sozialarbeiter, Kulturarbeiter, Fotografen und bildende Künstler, Schriftsteller und Denker widmen sich in einer umfassenden kulturellen Erforschung  in der Alpe-Adria Region den Auswirkungen der Dunkelheit, ein Thema, das geopolitische Grenzen überschreitet.